Die Ringbahn-Katastrophe an der Schönhauser Allee

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Ein Unheil kommt selten allein. Walther Rathenau war nach seiner Ermordung durch rechte Republikfeinde am 24. Juni 1922 noch nicht beerdigt, da erschütterte die deutsche Hauptstadt drei Tage später ein schweres S-Bahn-Unglück, und beides stand auch noch in einem nicht anders als tragisch zu bezeichnenden ursächlichen Zusammenhang. Wegen der Trauerfeier für Rathenau legte das Personal der Berliner Verkehrsbetriebe am Nachmittag des 27. Juni die Arbeit nieder. Anders als U-Bahn, Straßenbahn und Omnibusse verkehrte die Ringbahn indes weiter und war zur Rush Hour entsprechend so überfüllt, dass sich zahlreiche Reisende – wie damals offenbar nicht völlig ungewöhnlich – auf den Trittbrettern drängten. Es reichte eine unglücklich mitgeführte Holzlatte, und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Was die B.Z. am Mittag vom 28. Juni bereits über Hergang und Hintergründe wusste, liest Frank Riede.