Die Katastrophe von Smyrna II

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

In Griechenland heißen die Vorgänge bis heute ‘Kleinasiatische Katastrophe‘, in der Türkei etwas lapidar ‘Brand von Izmir‘: Drei Tage nachdem die türkischen Truppen die von griechischem Militär verlassene multikulturell geprägten Hafenstadt am 9. September 1922 eigenommen hatten, kam es dort zu einem gewaltigen Feuer, das diese in weiten Teilen, namentlich die von Armeniern und Griechen bewohnten Stadtviertel, dem Erdboden gleichmachte. Zwischen 10.000 und 125.000 Menschen – genauer sind die Schätzungen bis heute nicht – fanden hier den Tod, die überlebenden Angehörigen der christlichen Minderheiten verließen, wenn sie konnten, die Stadt und beendeten in der Konsequenz ihrer Flucht über 2500 Jahre griechischer Geschichte an der ionischen Küste. Die Korrespondentennetze der Berliner Tageszeitungen reichten vor einhundert Jahren augenscheinlich nicht bis in diesen Winkel der Welt. Deshalb ringt man hier auch noch Tage nach Beginn des Infernos, am 16. September, mit Hilfe britischer und französischer Agenturmeldungen um ein Bild von der Situation, das das Ausmaß des Schreckens mittlerweile aber zumindest erahnen lässt. Es liest Paula Leu.