Die Jahresbilanz der Frau

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Tageszeitungen im Berlin der frühen 1920er Jahre wurden ganz überwiegend von Männern gemacht. Journalistinnen waren seinerzeit noch drastisch unterrepräsentiert und blieben, wo sie schrieben, häufig auf klischeehaft weibliche Themen wie Haus, Küche und Mode abonniert. Und doch beginnt in den Jahren nach der Republikgründung und der Einführung des Frauenwahlrechts langsam auch in den Redaktionsstuben sich etwas zu verändern. Vorneweg in der sozialdemokratischen Presse, bei Vorwärts und Freiheit, aber vereinzelt auch in bürgerlichen Zeitungen wird die Frauenbewegung selbst Gegenstand der Berichterstattung – so wie hier in der Charlottenburger Neuen Zeit, die den 1. Januar 1922 zum Anlass für einen Jahresrückblick gleichsam in feministischer Perspektive nimmt. Nicht alles in diesem Text klingt für unsere Ohren wirklich emanzipatorisch; in einer Passage, in der es um die sogenannte ‘Schwarze Schmach‘ geht, positioniert er sich sogar explizit rassistisch. Aber gerade auch diese vermeintlichen Widersprüche machen ihn zu einem Dokument von historischem Interesse. Es liest Paula Leu.