Die Damenradrennmaschine

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Zu den Dingen, die es schon länger gibt, also man vielleicht denken würde, zählt auch der Hometrainer. Bereits um 1900 sollen die beiden deutschen Sportmediziner Zuntz und Voigt in Berlin einen ersten sogenannten Fahrradergometer entwickelt haben, mit dem man in der heimischen Stube Kilometer machen und die eigene Fitness stählen konnte, ohne sich einen Zentimeter fortzubewegen. In Serie gegangen ist das Patent damals aber offensichtlich nicht; jedenfalls hatte ein sehr ähnliches Gerät ein knappes Vierteljahrhundert noch immer das Zeug zur Attraktion, über die sich ein namenloser Autor in der Vossischen Zeitung vm 23. Januar 1923 durchaus rege amüsierte. Begegnungsort war nicht etwa ein frühes Gym oder eine anderweitig typische Stätte sportlicher Betätigung, sondern, nun ja, ein Varieté, in dem sich junge Damen zur Freude eines mutmaßlich überwiegend männlichen Publikums um die Wette abstrampeln mussten. Bei den finanziellen Zuwendungen, die sie darüber generierten, zählte, wie man sich denken kann, offensichtlich nicht allein die sportliche Leistung. Frank Riede fährt ohnehin auf der Straße Rennrad, wenn er nicht gerade, wie hier, für uns liest.