Der Vertrag von Rapallo - Deutschland und Russland tun sich zusammen

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die von den Nachbarn beargwöhnte Nähe Deutschlands zu Russland ist zwar kein durchgehendes, aber doch ein wiederkehrendes Thema in den letzten Jahrhunderten europäischer Geschichte. Im Ersten Weltkrieg standen beide Länder ursprünglich noch auf entgegengesetzten Seiten und bekämpften einander an der Front. Nach Deutschlands Kriegsniederlage und der vorangegangenen Implosion des zaristischen Russland in den Revolutionen des Jahres 1917 fanden sich beide einstigen Mächte jedoch als Parias am Katzentisch des Kontinents wieder. Was lag da näher, als sich wieder zusammenzutun? Bereits im Vorfeld der Konferenz von Genua hatte es Schritte der Annäherung gegeben, die jetzt, am Rande der Konferenz und zur großen Überraschung der westlichen Kriegsgewinner, im berühmten „Vertrag von Rapallo“ – einem Vorort von Genua, in den sich die Vertreter beider Staaten am Ostersonntag für ein paar Stunden ‘zurückgezogen‘ hatten – mündeten. Deutschland und Russland normalisierten dort ihre Beziehungen und vereinbarten eine weitreichende Zusammenarbeit. Den Wortlaut dieser (in Deutschland überwiegend begrüßten) Vereinbarungen entnehmen wir der Berliner Volks-Zeitung vom 18. April 1922, es liest Paula Leu.