Der Kettenbrief

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Heute verbreiten sie sich in Windeseile über soziale Netzwerke, früher kamen Sie gemächlich im Rhythmus des Postdienstes: Kettenbriefe. Wer das Schneeballprinzip durch vermehrtes Versenden befeuert, dem lächelt angeblich das Glück entgegen, wer hingegen die Kette unterbricht, den wird, so die Drohung, ein Unglück ereilen. Nachweisbar sind solche Briefe, die unerwartet im Briefkasten landen, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im angelsächsischen Raum. Im November 1922 erreichten sie einen Autor in Berlin-Steglitz, der für das dortige Lokalblatt schrieb, das schon die mit 80.000 Einwohnern größte Landgemeinde Preußens mit Nachrichten versorgte, bevor diese 1920 zum Stadtteil Berlins wurde. Sein Plädoyer für eine aufgeklärte Haltung gegenüber Kettenbriefen liest Paula Leu. Ob ihn allerdings in den Folgewochen ein Unglück ereilte, verrät uns das Archiv des Steglitzer Anzeigers nicht.