Der Hauptmann von Köpenick ist tot!

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Nein, von Harald Juhnke ist hier nicht die Rede. Dieser musste am 5. Januar 1922 schließlich noch über sieben Jahre auf seine Geburt in der Städtischen Frauenklinik zu Charlottenburg warten. Wenn die Berliner Presse an diesem Tag den Tod des Hauptmanns von Köpenick vermeldet, ist tatsächlich das Original gemeint: Friedrich Wilhelm Voigt, Deutschlands berühmtester Schuster, dem es am 16. Oktober 1906 nur mit Hilfe einer preußischen Uniform das Rathaus von Köpenick zu kapern gelungen war, hatte im Alter von knapp 73 Jahren das Zeitliche gesegnet. Zwei Jahre nach seinem Coup nach der Hälfte der gegen ihn ursprünglich verhängten Haftstrafe von Namensvetter Kaiser Wilhelm II. begnadigt, wusste Voigt seinen Legendenstatus zeitweise durchaus erfolgreich zu vermarkten, vermochte seinen darüber erworbenen bescheidenen Wohlstand freilich nicht über Krieg und Inflation hinwegzuretten. Verarmt starb er am 3. Januar 1922 weit weg von Dahme und Spree im fernen Luxemburg. Trotzdem schaffte er es zwei Tage später noch einmal prominent auf die Titelseite der Berliner Morgenpost, die noch einmal ausführlich an seinen großen Coup erinnert. Für uns tut dies Paula Leu.