Der Erste Mai in Friedenau

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Berlin-Friedenau gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff eines gefragten, links-bürgerlichen Innenstadtquartiers mit satten grün-roten Mehrheiten. Vor einhundert Jahren war dessen Prägung indes noch deutlich konservativer, was sich auch an der Ausrichtung des hiesigen Friedenauer Tageblatts ablesen ließ. Die Kundgebungen zum Ersten Mai, zum Tag der Arbeit, interessierten hier nur, so lange sie die kommunistischen und unabhängigen Aktivisten auf ihrem Weg zum Lustgarten entlang der Hauptstraße durch den Bezirk führten und sich gleichsam von oben aus dem Fenster betrachten ließen. Und was man dort, aus sicherer Entfernung, so an Beobachtungen machte und anderntags, am 2. Mai 1922, über das durchmarschierende Proletariat zu Papier brachte, klingt auch nicht besonders herzlich. Oder, Paula Leu?