Antisemitische Ausschreitungen auf dem Kurfürstendamm

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Antisemitismus war in den 1920ern ein fast allgegenwärtiges Phänomen. Aber dass ein deutschnationaler Mob dafür pöbelt und prügelnd den bürgerlichen Kurfürstendamm zu seiner Bühne machte, das las man dann doch zumindest 1922 noch nicht alle Tage in der Zeitung. Ausgangspunkt war eine eher unverfängliche Kundgebung von Mittelstandsvereinigungen gegen die Steuerpolitik der Reichsregierung im Lustgarten. Aus dieser heraus formierte sich im Anschluss anscheinend eine zahlenmäßig nicht unbedeutende Schar von überwiegend jugendlichen Rechtsextremisten in Pogromstimmung, derer die unterbesetzte Berliner Polizei nur mit Mühe Herr wurde. In der Berliner-Volks-Zeitung – die in ihrer Ausgabe vom 13. März 1922 immerhin als eine der wenigen hauptstädtischen Blätter überhaupt ausführlich über die Vorfälle berichtete – ist in naiver Verkennung von Radaubrüdern die Rede. Aus dem historischen Rückblick erkennt man indes deutlich die Bezüge in Richtung 1933, 1938 und darüber hinaus. Es liest Frank Riede.