Alfred Polgar braucht keine Bibliothek

Auf den Tag genau - Ein Podcast von Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

„Der leise Meister“ heißt ein Aufsatz, den Marcel Reich-Ranicki einst Alfred Polgar widmete, und tatsächlich ist ein größerer, eleganterer Virtuose der beiläufigen Beobachtung schwerlich denkbar. Polgar braucht weder einen aufregenden Anlass, noch einen spektakulären Gegenstand, noch eine große Form, um literarisch zu eben solcher, nämlich zu großer Form aufzulaufen. Vielmehr entdeckt er das Wesen der menschlichen Welt noch in deren alltäglichsten Erscheinungen. Wer diese Gabe besitzt, braucht wahrscheinlich wirklich keine fette Bibliothek, denn echte Weisheit passt, wie Polgars nachfolgende Überlegungen zur Bibliothek einmal mehr belegen, auch und vielleicht ausschließlich in wenige Zeilen. Abgedruckt hat diese das Berliner Tageblatt vom 21. April 1922, gelesen für uns Frank Riede.