«Tage des Vergessens» von Yvonne Zitzmann
52 Beste Bücher - Ein Podcast von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
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Sieben Probanden nehmen in «Tage des Vergessens» an einer Studie teil: sie alle wollen eine Erfahrung in ihrem Kopf löschen. Die Autorin bezieht sich dabei auf Experimente in der DDR. Luzia Stettler spricht mit Yvonne Zitzmann über Menschenversuche und den Wert von Erinnerungen. Eine aussereheliche Affäre, die Schuldgefühle eines KZ-Überlebenden, der Verlust der Heimat, das Trauma eines frühen Missbrauchs: In fast jedem Leben gibt es schlimme Erfahrungen, mit denen man sich nicht länger belasten möchte. Wie verheissungsvoll also das Versprechen von Pillen, die im Gedächtnis gezielt gewisse Erinnerungen ausradieren können! Im Roman «Tage des Vergessens» begleiten wir sieben ausgewählte Personen, die sich freiwillig für eine Studie zur Verfügung stellen: Eine Woche lang müssen sie täglich – unter Aufsicht von Forschungsleiter Marian Wechsler – eine Pille einnehmen. Doch bereits nach wenigen Tagen läuft das Experiment völlig aus dem Ruder. Dieser packende und sprachlich überzeugende Debütroman basiert auf Forschungen, die in der DDR-Zeit von westlichen Pharmakonzernen durchgeführt wurden. Yvonne Zitzmann geht der Frage nach: was ist wissenschaftlich und medizinisch noch verantwortbar? Und ist ein Leben, in dem die Erinnerungen an ganze Jahrzehnte plötzlich fehlen, wirklich noch sinnstiftend? Buchhinweis: Yvonne Zitzmann. Tage des Vergessens. Müry Salzmann Verlag, 2021.