Medizin zwischen Bürokratie und Verwaltungswahnsinn | Mit Enno Richter
5 Minus - Ein Podcast von Dr. Laura Dalhaus

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Wo liegt eigentlich der Fokus der Medizin? Auf dem Menschen oder dem Gewinn? Wieso ist das Ehrenamt so ein wichtiger Faktor in unserer Gesellschaft? Und wie führt man ein Medizinisches Versorgungszentrum gewinnbringend, legt den Fokus aber auf die Menschen?Darüber diskutiert Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Enno Richter.Der ist Geschäftsführer eines MVZs (Medizinisches Versorgungszentrum) und ehemaliger kaufmännischer Leiter eines Krankenhauses.Neben seiner Tätigkeit im MVZ ist er außerdem Geschäftsführer einer gemeinnützigen Palliativ-Einrichtung.Und hier funktioniert nichts ohne Ehrenamt!Außerhalb des Jobs sind sowohl Laura als auch Enno ehrenamtlich tätig. Für Laura ist das etwas Unabdingbares für unsere gesamte Gesellschaft.Enno hat einen ehrenamtlichen Verein, in dem Menschen aktiv sind, die Familien, in denen eine Person stirbt, betreuen. Das ist eine Randmedizin, die oft übersehen wird.Laura erzählt von ihrem Ehrenamt, denn sie engagiert sich in einem Handballverein. Kinder sind die Zukunft und sie findet es so wichtig, diese zu fördern und zu unterstützen, damit sie gesund groß werden. Leider fehlt Kindern aber auch die Lobby dafür.Doch wie führt man überhaupt ein MVZ?Ein MVZ muss von einem Arzt oder Krankenhaus gegründet werden. Enno selbst hat 5 MFAs, der Fokus der Einrichtung liebt auf Diabetes. Zusätzlich sind aber auch Hautärzte und Kinderärzte dort angesiedelt.Dabei ist das MVZ eine GmbH – das Wort impliziert eine beschränkte Haftung, so einfach ist das aber gar nicht. Enno hat persönlich noch eine halbe Millionen an Schulden, denn am Anfang muss man einfach in Vorleistung gehen. Keine Bank gibt einen Kredit für 25 Tausend Euro an Eigenkapital, da muss man schon selbst in die Haftung gehen.Mit dem MVZ hat Enno mehr Freiheiten als ein Krankenhaus.Trotzdem leidet auch er sehr unter Bürokratie und dem Verwaltungswahn.Denn Gesundheit ist kein freier Markt, auch wenn alle Ärzt:innen wie Unternehmer:innen behandelt werden!In der Medizin wird alles kontrolliert, gleichzeitig können diese Kontrollen im Alltag gar nicht so geleistet werden. Zudem ist man abhängig vom System. Eine gesundheitspolitische Entscheidung, die für ein halbes Jahr irgendwelche Honorare einbehält, kann zum Untergang führen.Die Medizin ist damit aus dem Fokus gerutscht. Damit sind wir auch weit weg von bedarfsorientierter Versorgung. MFAs sind super getriggert durch die Verwaltung und es liegt dadurch nah, Menschen schnell zu Chronikern zu machen, damit sie jedes Quartal die Praxis besuchen.Denn der Fokus muss auf der Abrechnung liegen, damit MVZs und Praxen überhaupt überleben.Enno erzählt dabei das Beispiel der Diabetiker – die müssen teilweise gar nicht jedes Quartal kommen, für die Abrechnung ist das aber genau gut.Krankenhäuser sind mittlerweile aufgebaut wie Unternehmen. Sie müssen Geld verdienen und der Überschuss geht nicht wieder ins Krankenhaus, sondern zahlt Gesellschafter aus.Trotzdem sind Laura Dalhaus und Enno Richter dagegen, dass das Gesundheitssystem zur Staatsmedizin wird. Viele könnten ihnen das jetzt vorhalten, England ist hierfür kein gutes Beispiel.Doch Laura ist überzeugt: Es gibt einen Mittelweg, bei dem nicht die Gewinnmaximierung, sondern ehrliche Preise und vernünftige Kostenstrukturen im Mittelpunkt stehen.Enno’s Unternehmen sind beispielsweise gemeinnützig, was betriebswirtschaftlich vielleicht nicht die beste Entscheidung ist. Andere Menschen eröffnen MVZs, um von diesen zu leben, ohne in diesen zu arbeiten.Medizinische Versorgung gehört zur Gesellschaft, genauso wie Polizei, Schulen oder die Feuerwehr.Doch welche Themen jetzt auf der politischen Agenda stehen?Wir driften gesundheitspolitisch und in der Realität...